Cleaning Woman

Deer John saß weit über den Feierabend hinweg in seinem Büro. Eigentlich hieß er ja John Deer, aber selbst auf dem kleinen, braunen Namensschild auf seinem Schreibtisch stand es umgekehrt. Deer John hatte sich inzwischen so sehr daran gewöhnt, dass die Leute seinen Nachnamen vor seinen Vornamen stellten, dass es beinahe so weit gekommen wäre, dass es auch in seinem Personalausweis so gestanden hätte.

Zu tun gab es im Büro um diese Zeit eigentlich nichts mehr. Deer John lehnte sich in dem gemütlichen Wippstuhl zurück und zerknüllte ein leeres Blatt Papier. Er warf es, wie einen Basketball, in Richtung Mülleimer neben der Bürotür und traf. Leider. Schnell zerknüllte er ein weiteres Blatt und warf es mit voller Absicht daneben. Sieben oder acht zerknüllte Papierblätter lagen bereits neben dem Eimer. Deer John machte das seit zwei Wochen so. Er sah auf die Uhr. Gleich musste es soweit sein.

Es klopft einmal kurz und die Tür wurde geöffnet, ohne dass er geantwortet hätte. Es handelte sich eher um eine Art rhetorisches Klopfen. Und ja. Da war sie.

„Cleaning Woman“, schoss es Deer John durch den Kopf und er wäre gerne genauso ausgerastet wie Rigby Reardon alias Steve Martin in Tote tragen keine Karos. Aber stattdessen beugte er sich leicht über seinen Schreibtisch vor und vertiefte sich in die Akte, die er bereits zwei Stunden zuvor durchgearbeitet hatte.

Unauffällig schaute er über den Aktenrand hinweg. Die Putzfrau stellte den Gerätewagen ein wenig zur Seite und begann die Papierklumpen aufzuheben. Sie ächzte bei jedem Bücken ein wenig. Ihr Nylonkittel mit Aufdruck „Cleaners Beavers“ raschelte, während er sich über ihrem Hintern bis zur Reißgrenze spannte. Immer, wenn sie ein Papierknöllchen zu fassen bekam, gab der Nylonkittel dem Druck nach und rutschte kurz hoch, so dass Deer John, den Rand ihrer Nylons und einen Teil des Hüfthalters sah. Ja diese Frauen aus den Trabantenstädten taten gut daran, diese steife Miederwäsche zu tragen. Sonst bekämen sie ihre Figur wohl kaum in den Griff.

Warum Deer John dieses Schauspiel seit Tagen beobachtete wusste er nicht genau. Aber irgendetwas veranlasste ihn immer länger im Büro zu bleiben, zumindest solange, bis die Putzkolonne kam und sich diese dicke Putzfrau in ihren braunen Strümpfen und ihrer hautfarbener Unterwäsche vor ihm bückte.

Warum trug man so etwas Geschmackloses überhaupt? Gab es diese Wäsche nicht in freundlichen, einladenden Farben? Bestimmt dachten diese Frauen, man würde diese hautfarbenen Mieder unter dem leicht durchscheinenden Nylonkittel als Unterwäsche nicht so leicht erkennen.

Deer John stand auf. Er hatte es sich angewöhnt immer dann zu gehen, wenn die Putzfrau mit dem Aufheben der Papierknöllchen gerade fertig war. Er hatte diese Putzfrau noch nie eines direkten Blickes gewürdigt und sie schon gar nicht gegrüßt. Er wollte nach dem sportlichen Bücken möglichst schnell das Büro verlassen.

Doch als John sich zwischen der Putzfrau und dem kleinen Gerätewagen mit Eimer und Feudel hindurch schieben wollte, drehte sich die Frau unachtsam um und stieß so unglücklich gegen seinen Aktenkoffer, dass er ihm unter dem Arm wegrutschte. Der Koffer schlug auf und seine Sachen lagen verstreut auf dem Boden.

Die Putzfrau stand unmittelbar vor ihm und starrte ihm direkt ins Gesicht. Sie könnte sich wenigstens entschuldigen, aber sie schwitzte nur. Ja, ihr Gesicht war mit kleinen Schweißperlen bedeckt und ihr ärmelloser Kittel klebte auf ihrem Dekolleté.

Deer John war entsetzt. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann er jemals bei der Arbeit geschwitzt hatte? Es fiel ihm nichts ein. Beim Fitness natürlich, aber doch nicht bei der Arbeit.
Deer John starrte die Putzfrau ratlos an. Sie erwartete doch nicht ernsthaft, dass er sich jetzt in ihrer Anwesenheit nach seinen Unterlagen bückte? Zumal sie es ja wohl war, die das Chaos verursacht hatte.

Nein, das merkte sie auch schon. Wortlos begann sie Deer Johns Sachen wieder aufzulesen und in den Koffer zu packen. John stand viel zu dicht hinter ihr, als dass er etwas hätte sehen können. Das ärgerte ihn, denn es wäre ein nettes, entschädigendes Extra gewesen.

Natürlich hätte John der Frau beim Aufheben der Sachen helfen können, dann hätte er sicher etwas zu sehen bekommen. Aber im Ernst, er wollte doch nicht wirklich seiner Putzfrau unter den Kittel schauen.

Stattdessen merkte er, wie sich seine Hand von hinten zwischen ihre Beine unter den hochgerutschten Kittel geschoben hatte. Sie war stark behaart. Deer John war nicht sicher, dass er seiner Hand den Befehl dazu gegeben hatte. Und was, wenn die Frau sich jetzt umdrehte und ihm eine Ohrfeige verpasste. Geohrfeigt von seiner Putzfrau! Deer John zitterte ein wenig bei dem Gedanken, dass das jemals jemand erfahren könnte.

Doch die Putzfrau ohrfeigte ihn nicht. Sie schien gar nicht zu bemerken, wie Deer Johns Hand ihren Schritt erkundete. Vielleicht war das etwas schwerere Ausatmen nicht nur durch das Bücken bedingt. Aber das war auch alles, was darauf schließen ließ, dass hier etwas Ungewöhnliches geschah.

Deer John schaffte es einfach nicht seine Hand dort wegzunehmen. Die Putzfrau klappte den Koffer zu, aber verharrte stur in dieser stark vorgebeugten Position. Es war verblüffend, wie sie so ihr Gleichgewicht halten konnte. Vermutlich eine Frage des Trainings.

Deer John war nicht sicher worauf die Frau jetzt wartete. Deer John war auch nicht sicher, ob er darüber überhaupt nachdenken sollte. Deer John war außerdem mit Natalie zum Dinner verabredet. Er zog die Hand langsam zurück. Die Putzfrau richtete sich auf und übergab ihm kommentarlos den Koffer. Dann wendete sie sich wieder ihrer Arbeit zu, ganz so, als wenn nichts gewesen wäre.

Deer John ging hinaus auf den Flur, dann weiter zum Waschraum. Er stellte sich vor das Waschbecken und ließ das Wasser laufen. Bevor er seine Hand unter den warmen Wasserstrahl halten konnte, sah er sie sich noch mal an und zögerte. Das war nicht seine Idee gewesen, die Hand zu heben und an ihr zu riechen. In diesem Moment sah er sich im Spiegel und ihm wurde leicht schwindelig, mit einem Anflug von Übelkeit. Das lag jedoch nicht daran, was er roch, sondern daran, was er hier tat. Deer John riss sich zusammen und wusch endlich seine Hände.

*

Natalie wirkte etwas ungeduldig. Sie wartete nicht gern allein in Restaurants, aber John hatte sich verspätet. Ihren üblichen Salat mit Putenbruststreifen hatte sein Frau bereits bestellt. Sie hatte eine wirklich gute, nein exzellente Figur und würde nie im Leben so ein scheußliches Ungetüm von Mieder brauchen, wie diese Putzfrau. Natalie war diszipliniert. Von den fünf kleinen Streifen Putenbrust blieben in der Regel zwei auf dem Teller liegen und gingen zurück in die Küche mit dem Kommentar: „Viel zu üppig, mehr kann ich wirklich nicht in mich hineinstopfen.“

Natalie war perfekt. Perfekt geschminkt, perfekt gekleidet. Adrett, sauber und gut rasiert. Sie gehörte eindeutig zu den oberen 500 dieser Stadt. Deer John konnte froh sein, mit ihr verlobt zu sein. Er starrte auf die Hand mit der er Natalie den Pfeffer reichte. Natalie würzte grundsätzlich alles mit Pfeffer nach. Wenn sie gewusst hätte, wo diese Hand, aus der sie die Pfeffermühle entgegennahm, um ihn auf ihr Essen zu streuen, noch vor wenigen Minuten gesteckt hatte, wäre die Putenbrust sicherlich komplett auf dem Teller verblieben.

Natalie schien sich für heute einiges vorgenommen zu haben. Sie hatte einen viertel Liter Weißweinschorle bestellt, ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie über Sex nachdachte.

*

Deer John hatte Recht. Kaum waren sie in ihrer neuen gemeinsamen Wohnung zog Natalie ihn in die Küche. Sie zog ihren String-Tanga aus und warf ihn gewagt vor die Waschmaschine. Dann setzte sie sich auf den Küchentisch und wartete darauf, dass John es ihr besorgte.

„Ach, du bist so herrlich versaut“, flüsterte sie während er sich abwechselnd an der Kante des Küchentisches oder ihren spitzen Beckenknochen stieß. Kein Wunder, dass er bei jedem zweiten Stoß dezent aufstöhnte.

„Lass uns endlich heiraten“, schlug sie vor und von den vier folgenden „Jas?!“ ließ sich nicht genau sagen, ob sie eine Frage waren oder einer möglichen Erregung entsprangen. Deer John hatte nichts dagegen Natalie zu heiraten. Dazu war er irgendwie bestimmt. Also fügte er auch ein paar „Jaas“ ein.

Nachdem er sein letztes „Ja“ herausgepresst hatte, seufzte Natalie auf: „Das war herrlich, John!“ Dann drückte sie ihn ein wenig zur Seite und schob sich vom Küchentisch herunter. Nach dem Sex beeilte sie sich immer unter die Dusche zu kommen. „Ich bin ja völlig verschwitzt. Desinfizierst du noch den Küchentisch?“

Deer John war sicher, dass Natalies Körper in einem ganzen Jahr nicht so viel Flüssigkeit absonderte, wie Deer John heute Abend nach zwei Minuten zwischen den Beinen Putzfrau an seiner Hand kleben hatte. Daher war dieser Aufwand sicherlich völlig unnötig. Trotzdem suchte er nach Putzzeug unter der Spüle. Ja, ein gelungener Abend. Er war eindeutig am Ziel. Natalie wollte ihn heiraten. Unbegreiflich, weshalb er trotzdem einen leichten Anflug von Depression in sich wahrnahm.

*

Eigentlich hatte Deer John heute keine Zeit auf die Putzfrau zu warten, lustlos zerknüllte er seine Papierblätter und warf sie Richtung Mülleiner. Er hatte einen guten Lauf, fast alle Knöllchen trafen.

Zum Dinner hatte Natalie ihre Freunde Sybille und Mark eingeladen, natürlich auswärts. Weder er noch Natalie konnten kochen. Sie wollte die beiden als Trauzeugen gewinnen und John war einverstanden gewesen. Undeutlich wurde es John bewusst, dass er von nun immer einverstanden sein würde, wenn Natalie etwas plante.

Das Klopfen hatte er nicht gehört. Die Tür wurde aufgeschoben und die Putzfrau kam herein. Sie macht sich sogleich an die Arbeit und hob die Papierstücke auf. Aber Deer John konnte das Schauspiel nicht so richtig genießen. Irgendetwas lag düster und drückend auf seiner Seele. Er war so in Gedanken, dass er vergaß, das Büro zu räumen, als die Putzfrau mit dem Aufsammeln fertig war. Die Putzfrau kam an seinen Schreibtisch und fragt mit tiefer, rauchiger Stimme, ob sie jetzt den Schreibtisch wischen könnte.

Deer John stand auf und die Putzfrau begann mit einem feuchten Tuch seine Tastatur säubern. Sie macht das sehr ordentlich, förmlich Taste für Taste, wobei ihr dicker Hintern unter dem Nylonkittel raschelte, wenn er sich an der Schreibtischkante hin und her schob.

John stand in Griffweite. Diesmal dachte er aber darüber nach, ob er ihr einfach zwischen die Beine fassen sollte. Gesagt hatte sie das letzte Mal ja schließlich nichts dazu. Warum also nicht noch einmal?

Deer John konnte sich dazu nicht durchringen. Aber etwas in seiner Hose drängte hinaus. Deer John war sicher, dass er seine Hose nicht geöffnet hatte. Er hatte auch nicht den Kittel der Putzfrau hochgeschoben. Und er war es auch nicht, der sich mit beiden Händen in ihrer breiten Hüfte festkrallte, während er in heftiger werdenden Bewegungen in seine Putzfrau hinein und wieder hinaus glitt. Das war keine Arbeit, wie bei Natalie. Das war ein beständiges Kommen und Gehen.

Deer John konnte einfach nicht damit aufhören, weder nach dem ersten, noch nach dem zweiten Mal. Erst nach dem dritten Mal, machte ihm die Mechanik einen Strich durch die Rechnung. Die Putzfrau hatte zu alledem rein gar nichts gesagt. Sie schwitze nur still und kümmerte sich weiter um die Ordnung und Sauberkeit auf dem Schreibtisch. Deer John schloss seine Hose, nahm seinen Aktenkoffer und verließ grußlos den Raum.

„So könnt’s gehen“, dachte Deer John im Fahrstuhl nach unten. „So ließe sich eine Ehe mit Natalie aushalten.“ Bis vor fünf Minuten war ihm gar nicht wirklich bewusst gewesen, dass eine Ehe mit Natalie ihm irgendwelche Probleme bereiten könnte.

*

Er war natürlich der Letzte und zu deutlich spät. Natalie blitze ihn verärgert an, während sie mit Sybille darüber lästerte, dass dieses Restaurant eindeutig an Niveau verloren hätte.

„Jetzt lassen die hier schon die verfetteten Vorstadtweiber rein“, schimpfte Sybille.

Deer John setzte sich und schaute sich um. Zwei Tische weiter, war wohl ein Familienfest im Gange. Leute, die ganz offensichtlich im normalen Leben über eine Küche verfügten in der Essen zubereitet wurde. Essen, das sie dann auch zu sich nahmen. Nicht wie in der Küche von Deer John. Dort wurde nur Sex gemacht. Wobei natürlich auch hin und wieder Lebensmittel mit im Spiel waren. Allerdings selten, um den Gaumen zu stimulieren.

Deer John kam der Verdacht, dass Leute, die ohne Genuss aßen auch andere Dinge ohne wahren Genuss taten. Er bestellte sich entgegen seiner Gewohnheit ein großes Steak und eine recht deftige Vorspeise. Deer John hatte Hunger. Natalie hatte nie Hunger und sie schien ihre Küche als Ort für die schmutzigen Dinge des Lebens zu betrachten. Also Sex und Essen.

„Das ist widerwärtig“, grunzte Natalie. „Diese Leute haben doch keine Kultur, schau nur, wie die das Essen in sich reinstopfen. Die haben auch nur das fetteste Zeug bestellt.“

Natalie bezeugte nochmals ihre Abscheu indem sie demonstrativ mit einem leichten, gespielten Würgen den Kopf abwandte.

John sah hinüber, die Leute waren ausgelassen aber nicht besonders aufdringlich. Eigentlich benahmen sie sich wohl ganz normal.

„Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dieser Mann auf …“

„Sag’s nicht“, fuhr Natalie dazwischen. „Mir wird schlecht.“

„Ein Wunder der Physik“, kicherte Mark, der für seinen angeblich ausfallenden Humor bekannt war.

Die Frau am Nachbartisch trug ein schwarzes, ärmelloses Paillettenkleid. Ihr Körperumfang entsprach etwa dem von Johns Putzfrau, nur dass die Frau wohl heute Hochzeitstag feierte und in regelmäßigen Abständen ihren Gatten abknutschte. Ein kleiner unscheinbarer Mann, den Deer John sich bestenfalls als Busfahrer vorstellen könnte. Nicht das er schon jemals Bus gefahren wäre, aber er hatte halt eine ausgeprägte Phantasie. Das bestätigte ihm seine Frau immer wieder.

„Mit so einer Figur würde ich mich ja gar nicht in die Öffentlichkeit trauen.“

„Und dann noch diese perverse Knutscherei“, fügte Sybille mitleidig hinzu. Die beiden Frauen waren dermaßen empört, dass ihnen tatsächlich der Appetit vergangen war.

Deer John dachte darüber nach, was Natalie, Sybille und auch Mark von ihm denken würden, wenn sie wüssten, wie Deer John heute seinen Arbeitstag hatte ausklingen lassen. Das Bild, wie er hinter seiner Putzfrau stand und einen Orgasmus nach dem anderen hatte ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Und während die drei am Tisch sich weiter über fette Unterschichtfrauen lustig machten, aß John sein Steak und massierte mit der Hand unter dem Tisch seine böse, böse Schwellung.

Dann kam endlich das Thema Heiraten auf den Tisch. John war mit einem Schlag wieder bei der Sache, zumal die Nachricht, dass sie nunmehr ein Kind bekommen würden, auch für ihn eine Neuigkeit war. Er konnte Natalies Ausführungen nicht entnehmen, ob sie bereits schwanger war oder dies erst noch für die nahe Zukunft plante. Irgendwie hoffte er, sie wäre bereits schwanger. Die Freude über diese Nachrichten wurde jedenfalls von allen am Tisch geteilt.

*

Sie waren schon auf dem Heimweg, als Natalie John eröffnete, dass sie plane von nun an mehr Zeit zu Hause zu verbringen und auch er versuchen sollte sich früher von der Arbeit loszueisen. Das war keine gute Nachricht, aber Natalie hatte noch mehr auf Lager.

„Wir müssen für das Kind ein richtiges Zuhause schaffen. Aber es kann ja nicht angehen, dass ich da putze und koche. Ich habe also beschlossen, dass wir eine Haushälterin einstellen.“
Ein Lichtblick.

„Und ich möchte, dass du dich darum kümmerst, ich kann einfach nicht mit diesen verfetteten Subalternen verhandeln. Das ist mir wirklich zuwider. Bist du so lieb?“

Klar war Deer John so lieb. Vielleicht würde er seine Putzfrau im Büro verlieren, obwohl er sicher war, dass er wenigsten ein oder zweimal die Woche länger bei der Arbeit bleiben könnte, aber er würde eine eigene Putzfrau bekommen. Und das zu Hause.

*

Eine Woche später sah sich Deer John die Bewerberinnen an. Es waren einige dabei, die seiner Meinung nach in Frage kamen. Eine aber hatte es ihm besonders angetan. Die schien jedoch an dem Job nicht sonderlich interessiert. Also sagte John ihr, dass er noch nicht ganz sicher wäre, wen er nehmen solle und dass sie aber unbedingt in die engere Wahl käme. Dann schaute er der rothaarigen Putzfrau sehr aufdringlich ins Gesicht und wartete gespannt ab. Die Reaktion kam spät. Die Putzfrau unterbrach ihr Kaugummikauen, so als ob ihr plötzlich etwas klar geworden sein. Sie seufzte genervt.

„Ach so läuft das hier, verstehe“, sagte sie und wuchtete sich aus dem Sessel hoch. Im Vorbeigehen ließ sie ihr Kaugummi in den nur symbolisch auf dem Couchtisch platzierten Aschenbecher fallen, kniete sich vor Deer John zeigte ihm, wofür ihre guttrainierten Kaumuskeln noch so taugten.

„Cleaning Woman“, schoss es Deer John durch den Kopf und er wäre gerne genauso ausgerastet wie Rigby Reardon.

Die Frau bekam den Job. Auch Natalie war mit der neuen Putzfrau, aber sicherlich aus anderen Gründen, als John, sehr zufrieden.

„Ich weiß gar nicht, wie wir bisher ohne Putzfrau überhaupt leben konnten“, stellte sie nach ein paar Tagen begeistert fest.

„Das weiß ich allerdings auch nicht“, stimmte ihr Deer John zu.

Cleaning Woman (15) - © Copyright bei Ingolf Behrens, Hamburg, 2009. Alle Rechte vorbehalten.